Ein Dank an unsere sprachlichen Brückenbauer

Übersetzer haben seit jeher die Entwicklung der Zivilisation vorangetrieben. Ohne ihre Arbeit wäre der weltweite Transfer von Wissen unmöglich.  

Sprache ist etwas unglaublich Faszinierendes. Die Fähigkeit zu sprechen, ermöglicht es uns miteinander zu kommunizieren, unsere Gedanken zu äussern, sie in Worte zu fassen und einander verständlich zu machen. Der amerikanische Arzt und Schriftsteller Oliver Wendell Holmes beschrieb Sprache einst gar als das Blut unserer Seele.

«Sprache ist das Blut der Seele, in dem die Gedanken fliessen und aus dem sie wachsen.»

Oliver Wendell Holmes

Menschen können jedoch nur miteinander kommunizieren, wenn sie dieselbe Sprache verstehen. Die sprachliche Vielfalt ist riesig. Auch wenn immer mehr Sprachen aussterben, gibt es weltweit noch immer 6500 bis 7000. Gewisse Sprachen haben sich im Verlaufe der Menschheitsgeschichte stärker durchgesetzt als andere. Die aktuell fünf meistgesprochenen Sprachen sind – gemessen an der Anzahl Muttersprachler – Chinesisch (Mandarin), Spanisch, Englisch, Hindi und Arabisch.

Als offizielle Weltsprache hat sich seit dem 19. Jahrhundert Englisch durchgesetzt. Es wird vermutet, dass heute ein Fünftel der Weltbevölkerung mehr oder weniger gut auf Englisch kommunizieren kann. Doch umgekehrt bedeutet es, dass vier Fünftel, also die grosse Mehrheit, eben kein Englisch spricht.

Ohne Übersetzungen ist kein Austausch möglich

Solange wir also keine Universalsprache haben, brauchen wir Übersetzer. Ohne sie wäre unsere globalisierte Welt undenkbar. Denn wir alle konsumieren täglich Unmengen von Informationen, bei denen wir kaum über die erforderliche Übersetzungsarbeit im Hintergrund nachdenken: Seien das Bücher, Spracheinstellungen auf dem Smartphone, Untertitel bei der Lieblingsserie, internationale Nachrichten oder wichtige Informationen auf Verpackungen von Lebensmitteln oder Medikamenten – wo immer gesprochen, geschrieben, gelesen oder gesungen wird, sind Übersetzerinnen und Übersetzer am Werk.

Ohne sie wäre die Welt ein bedeutend ärmerer und ungleicher Ort, sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht. Übersetzungen haben über Tausende von Jahren die menschliche Interaktion und damit die Entwicklung der Zivilisationen vorangetrieben. Ihnen verdankt es die Welt, dass Wissen weltweit verbreitet werden kann und heute – zumindest theoretisch – überall und jederzeit zugänglich ist.

«Ohne Übersetzung würden wir in Provinzen leben, die ans Schweigen grenzen.»

George Steiner

Die Arbeit von Übersetzern als sprachliche Brückenbauer spielt nicht zuletzt eine wichtige Rolle in der Annäherung zwischen Nationen, der Erleichterung eines Dialogs, des Verständnisses und der Zusammenarbeit, und trägt so auch zu mehr Frieden und Sicherheit in der Welt bei. Sprachmittlern und ihrer Leistung für die Gesellschaft kann deshalb nie genug Dank zugesprochen werden.

Den Übersetzern zu Ehren

Der Internationale Tag der Übersetzung sensibilisiert Menschen für deren Bedeutung und schafft eine Plattform, um die Arbeit der Sprachmittler zu würdigen. Er wird seit 2017 jeweils am 30. September abgehalten – dem Todestag des heiligen Hieronymus, der bis heute als Schutzpatron der Übersetzer gilt. Hieronymus war ein Priester aus Nordostitalien, der vor allem dafür bekannt ist, dass er den grössten Teil der Bibel aus den griechischen Manuskripten des Neuen Testaments ins Lateinische übersetzte. Bis heute ist die Bibel übrigens das meistübersetzte Buch der Welt.

Dank moderner Übersetzungsmaschinen gibt es heute beinahe nichts mehr, was nicht in eine beliebige Sprache übersetzt werden kann. Doch hier haben Menschen den Maschinen wohl auch in absehbarer Zukunft etwas voraus. Während Computer lediglich Wörter ersetzen, verstehen und formulieren Menschen den Inhalt geschriebener und gesprochener Sprache. Für das Verstehen und korrekte Interpretieren komplexer Sprache braucht es also nach wie vor den Menschen.  

«Bei der Übersetzung geht es nicht nur um Worte, sondern darum, eine ganze Kultur verständlich zu machen.»

Anthony Burgess
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